Skorpion: Der Mysteriöse
Wenn man einen Skorpion nach seinem Sternzeichen fragt, kann man zwei typische Antworten erhalten. Der oder die Befragte bekommt entweder einen mysteriösen Blick und sagt: „Das werden Sie nie erraten!“ Oder er sieht den Fragesteller durchdringend an, so, als wolle er bis ins Innerste schauen, und antwortet mit einer Gegenfrage: „Wozu möchten Sie das wissen?“ In beiden Antworten offenbart sich „skorpionische“ Eigenart – und jeder dieser Entgegnungen liegt eigentlich das gleiche Wesensmerkmal zugrunde: nämlich, dass ein Skorpion niemals die Dinge so nimmt, wie sie sind. „Das werden Sie nie erraten!“ meint eigentlich, er geht davon aus, dass das, was man von ihm sieht, nicht sein Wesen trifft, er also in Wirklichkeit ganz anders ist. Und die Gegenfrage „Wozu möchten Sie das wissen?“ unterstellt, man möchte eigentlich etwas Anderes erfahren als lediglich den Namen des Tierkreiszeichens. Was den Skorpion interessiert, ist der Hintergrund und das natürlich nicht nur in Bezug auf das eigene Tierkreiszeichen. Immer forscht er nach dem eigentlichen, wesentlichen Kern. Der Schein interessiert ihn keinen Deut.Skorpion und Beruf
Skorpionenergie macht wissend, ehrfurchtsvoll, intensiv und achtsam. Der Mensch erkennt, dass er mit all seinen Anstrengungen und guten Vorsätzen, seinen Plänen und Taten nichts ist. Dass es Kräfte jenseits von ihm gibt, die stärker sind als er: die Winterseite des Jahres, die Nacht, die unbewussten, triebhaften Räume der Seele, alles Unheimliche, die Vorgänge im Zusammenhang mit Zeugung, Geburt, Tod und Wiedergeburt – all dies sind skorpionische Themen. Skorpiongeborene suchen Intensität, Risiko, das Ringen mit dem Schicksal. Die Erzählungen Fjodor Dostojewskis oder die Dramen Friedrich von Schillers (beide Skorpion) spiegeln die skorpionische Welt. Diese Menschen bewegen sich nur scheinbar auf ganz normalem und berechenbarem Terrain. In Wirklichkeit begegnen sie tagtäglich ihrem Schicksal, werden gefordert, geben alles und gewinnen – oder verlieren. Prominente Beispiele sind Prinz Charles, Fußballstar Diego Maradona und Tennisass Boris Becker. Bei allen dreien steht die Sonne im Skorpion, und alle drei machen seit Jahren Schlagzeilen aufgrund schicksalhafter, tragischer Verstrickungen oder einem völlig unbegreiflichen Auf und Ab ihrer Leistungen. Berufe und Tätigkeiten brauchen zumindest eine Spur dieser Intensität, dieser Welt der Dramen und schicksalhaften Verstrickungen. Freilich gibt es auch Skorpione, die scheinbar einer völlig ungefährlichen oder undramatischen Tätigkeit nachgehen. Wenn man diese Menschen allerdings über ihre Tätigkeiten sprechen hört, tritt das Skorpionische dann doch zutage. Skorpiongeborene Männer und Frauen, die täglich acht Stunden in einem oft langweiligen, unspektakulären Beruf arbeiten, und fangen irgendwann an, sich ein aufregenderes, dramatisches Leben selbst zu schaffen: Sie kaufen sich ein irre schnelles Auto und riskieren damit Kopf und Kragen. Reicht dieser Kitzel nicht mehr aus, beginnen sie mit Drachenfliegen oder Bungeespringen. Weit häufiger jedoch wird die skorpionische Herausforderung auf einen Kollegen, den Chef, den Partner oder sich selbst verlagert. Dann wird der eigene Mann, die eigene Frau, die Kinder oder man selbst zum unlösbaren Schicksal, das alle Kräfte aufsaugt. Typische skorpionische Tätigkeiten und Berufe, deren Ausübung beinahe zwangsweise mit Mut, Selbstüberwindung, Unbequemlichkeit und Unsicherheit verbunden ist, sind: Soldat, Polizist, Kriminalbeamter, Detektiv, Forscher, Sprengstoffmeister, Waffenproduzent und -händler, Arbeiten unter Tage, in Tunnels, U-Bahnen oder unter sengender Hitze, Politiker, Agent, Kriegsberichterstatter. All diese Tätigkeiten wecken beispielsweise bei jungfrau- oder waagebetonten Menschen Angst, bei Skorpionen öffnen sie ein Energiereservoir, verleihen Kraft, Mut, Entschlossenheit. Man sagt, dass Skorpione dem Tod ins Auge schauen können. Sterben ist für sie die andere Seite des Lebens. Ein erfülltes Leben ist für sie immer auch ein Stück Sterben. Die Skorpionenergie führt auch dazu, dass man mit dem Tod meist früh in Berührung kommt, beispielsweise, weil eine Person stirbt, kurz bevor oder nachdem man selbst geboren wird. Diese Vertrautheit führt dazu, dass solche Menschen später Sterbehilfe bei Alten und Schwerstkranken leisten können oder aber auch wiederum in einer ganz anderen Form mit dem Tod zu tun haben, zum Beispiel als Lebensversicherungsagent. Sie ringen auch unmittelbar mit dem Sterben, zum Beispiel als Notarzt, Sanitäter, Chirurg und als Arzt und Pfleger an jedem Krankenbett, besonders natürlich auf jeder Intensivstation. Auch alle sozialen Rand- und Grenzbereiche werden außer von fischebetonten Menschen von Skorpionen betreut. Es sind dies Tätigkeiten in der Psychiatrie, im Gefängnis, mit Drogenkranken, sozial Schwachen, schwierigen Jugendlichen oder mit geistig Behinderten. Dabei kommen ihnen neben ihrer Furchtlosigkeit ihr Schutzinstinkt und ihre Bindungsstärke zu Hilfe: Skorpione würden nie einen schwachen Menschen im Stich lassen.Skorpion und Geld
Geld dient einem Skorpion primär nicht als private Bereicherung, sondern dem Überleben der Familie und Sippe. Dadurch unterscheidet er sich grundsätzlich vom Stier, der seinem Sternzeichen genau gegenüber liegt, und dem es primär um seinen persönlichen Besitz geht. Skorpione brauchen etwas Größeres als sich selbst, wie gesagt, eine Familie oder eine Idee. Dann können sie sich verausgaben, alles geben – aber bleiben dabei selbst im Hintergrund. Das ist eine wichtige Attitüde von Skorpionen, dass sie ungern im Rampenlicht stehen. Sie lassen andere auf die Bühne und ziehen unerkannt die Fäden. Ein Skorpion muss daher immer das größere Ganze im Auge behalten, seine Familie, die Sippe, den Betrieb, das Unternehmen: Dann kommt er zu Geld. Außerdem ist er in Bereichen gut, wo es um Bewahren und Erhalten geht. Wo Mut, Gefahren, Tradition eine Rolle spielen. Wo Räume der Seele, der Magie, des Okkulten angesagt sind. Wo es um Belange mit dem Tod geht. Arbeiten, die eine besondere menschliche Nähe und Bindung beinhalten, sind sein Spezialgebiet. Er ist ein wunderbarer Helfer und Heiler.Alle lieben Skorpione für
ihre Treue. Diese Menschen lassen niemanden im Stich, ja sind letzten Endes sogar bereit, etwas von sich zu opfern, um anderen zu helfen. Aber – und dieser Einwand ist sehr wichtig – ihre Solidarität gilt nur solchen Individuen, die der Skorpion zu seinem Rudel zählt. Das Wort ist mit Absicht gewählt. Es verweist ins Reich der Tiere. Dort, bei Wölfen zum Beispiel, tritt immer das ganze Rudel auf, wenn ein Einzeltier angegriffen wird. Dahinter wirkt ein Instinkt. Genauso stellt sich ein Skorpion vor jeden, der aus seinem Rudel – seiner Familie, seiner Sippe, seinem Beruf, seinem Dorf, seinem Land – angegriffen wird. Er kann gar nicht anders. Es ist ein Instinkt.Was braucht ein Skorpion zum Glücklichsein?
Richtig gute Laune kommt auf, wenn ein Skorpion von seinem exzessiven Leben berichten kann, den Episoden, in denen er beinahe „hopsging“. Oder wenn er erzählen kann, wer sein Urgroßvater war – und dass ein Onkel seines Vaters damals dabei war, als die Titanic sank. Auch Geschenke machen ihn glücklich, obwohl er normalerweise so tut, als stünde er über Geld und glitzernden Dingen. Aber im Grunde träumt er von einem Landhaus mit Wänden voller Gemälde alter Meister. Was Skorpione nicht ausstehen können, sind Überraschungsbesuche – wenn ihre Freunde zum Beispiel zwecks späten, feuchtfröhlichen Umtrunks einfach so „hereinschneien”. Ein Skorpion wird kein Blatt vor den Mund nehmen und den Freunden sagen, was er wirklich denkt. Traurig wird ein Skorpion, wenn man irgendeinen Tag vergisst, der in der gemeinsamen Beziehung eine bedeutende Rolle spielt: der erste Kuss, die erste Nacht, natürlich die Hochzeit … Und rabiat wird’s, wenn man nicht hundertprozentig offen und ehrlich ist: Ein Skorpion möchte alles wissen, was man denkt, fühlt, träumt. Er wird wahnsinnig, wenn man ein Geheimnis vor ihm hat.Zum Abschluss dieses Themas noch allerlei und bunt gemischt, was Skorpione in jedem Fall mögen: Schwarz oder Blutrot, Zahl 8, Mystik, Gefahr, Brahms, Humphrey Bogart, Dostojewski, Georges Danton, Wölfe, Raubkatzen, Schwarzer Edelopal, Schleier, Fernrohr, Höhle, Wüste, Miraculix, Sonnenbrille, Probleme.
Und sie mögen auf keinen Fall: Oberflächlichkeit, Schein, leeres Geschwätz, Waschmittelreklame, Neujahrs-Fernsehansprachen.