Die Bezeichnung „Jungfrau“ steht in erster Linie für eine junge Frau. Ob also Jungfraugeborene weniger schnell altern? Eine verlängerte Jugend wird tatsächlich auch oft als solche erlebt. Man fühlt sich jung - auch noch mit 80. Des Weiteren zeigt sich, das diese Menschen oft keine Kinder bekommen. Viel häufiger als andere Sternzeichen steigen sie aus dem allgemeinen und natürlichen Lebensprozess aus und haben damit für andere Dinge mehr Platz und Zeit. Das höchste wäre natürlich selbst ein göttliches Kind zu haben. Ob man tatsächlich im Kloster Jungfraugeborene häufiger als andere Sternzeichen antrifft, sei dahingestellt. Aber sicher beschäftigt sich irgendwann jeder dieser Menschen damit, sein Leben mit einer Idee zu verbinden. Allerdings existiert auch noch eine andere Umsetzung des Begriffs Jungfrau: Das hat mit dem Sternzeichen zu tun, dass der Jungfrau folgt, also die Waage. Dieses Sternzeichen gilt in der Astrologie als Beziehungs- bzw. Bindungszeichen. So gesehen drückt der Name Jungfrau auch aus, tatsächlich den Bund der Ehe „unbefleckt“ einzugehen. Aber die lustvolle Seite lässt sich ja auch leben, wenn man dabei keine Kinder bekommt.
Weitere Gedanken über die Bedeutung des Zeichens Jungfrau lassen sich davon ableiten, wenn man die Zeit betrachtet: 24. August bis 23. September. Der Sommer ist vorbei, zugleich wird der nahende Winter durch die länger werdenden Abende und Nächte immer präsenter. Um den Winter zu überstehen, ist Ernte und Vorsorge angesagt. Auf den Äckern sind sämtliche Getreidearten fällig und auf den Bäumen die Früchte, die sich lagern lassen. Als ordentliche Jungfrau macht man sich über beides her, aber weil man die Idee der Vorsorge verinnerlicht hat, hebt man den Genuss auf und legt Früchte und Körner in geeignete Behältern. Vorsorgen und Planen spielt dann das ganze Leben über eine wichtige Rolle im Leben einer Jungfrau.
Das Wort Anpassung wird gern im Zusammenhang mit dem Jungfrauzeichen verwendet. Es heißt häufig, die Jungfrau passt sich der Realität an. Aber so stimmt es nicht. Im Zeichen Jungfrau geht es darum, einen Kompromiss zwischen Ich und Realität zu finden. Anders gesagt: Die Zeichen Widder bis Löwe erwarten, dass sich die Umwelt nach ihnen richtet, sich also ihnen anpasst. Die Jungfrau nimmt die Realität zur Kenntnis und beginnt einen Prozess, sich mit ihr auseinanderzusetzen: Was kann ich annehmen, und was nicht? Dass das kein leichter Vorgang ist, liegt auf der Hand. Es muss ja im Laufe des Lebens der Grad der Anpassung erst gefunden werden: nicht zu viel, aber auch bloß nicht zu wenig. Oft sind solche Anpassungsprozesse äußerst schmerzhaft – für Jungfrauen, wie für die Menschen, die mit ihnen zu tun haben, insbesondere Eltern und Lehrer. Und es wimmelt von „Fehlgeburten“: Wenn die Realität draußen „gewinnt“ wird ein Kind vielleicht überangepasst und der Möglichkeit beraubt, die Umwelt nach eigenen Überlegungen zu gestalten. Gewinnt dagegen das Ich, kann das zu einer sozialen Ausgrenzung führen. Anpassung in optimaler Form würde bedeuten, dass man gerade so viel von der Außenwelt verarbeitet, wie man braucht, um zu wachsen.
Wie jedes Sternzeichen gehört auch zur Jungfrau ein persönlicher Planet: Merkur. Keinem anderen wird eine so unwichtige und nebensächliche Bedeutung zugeschrieben. Da Merkur auch dem Sternzeichen Zwillinge zugeordnet ist, verbindet man ihn häufig mit der Fähigkeit zur Kommunikation. Aber er kann viel mehr. Wichtig zum Beispiel ist seine Nähe zur Sonne und damit mit – wie es so schön heißt – göttlichen Eingebungen. Seine irdischen Abbilder tragen oft Flügel am Kopf und an den Beinen, als Zeichen, dass sie sich schnell bewegen können. Dann trägt Merkur ja auch den Äskulap-Stab als Zeichen seiner medizinischen Bewanderung. Ein gut gestellter Merkur im Horoskop führt tatsächlich zu tiefen Einsichten, und wenn der transistierende Merkur über einen persönlichen Planeten läuft, bekommt man oft gute Ideen. Aber man muss sich auch auf ihn einlassen, sich auf ihn beziehen. Sich vorzustellen, man hätte tatsächlich eine Verbindung zu höheren Eingebungen, lässt sich ja leicht dahingehend „übersetzen“, sich in der Meditation mit dem höheren Selbst zu verbinden. Ich benütze mein Pendel, wenn ich via Merkur mit Jupiter kommuniziere. Natürlich gilt alles, was gesagt wurde, nicht nur für Jungfraugeborene, sondern für jedes Sternzeichen. Der Prozess der Anpassung richtet sich dabei nach der Position des Zeichens Jungfrau und des sechsten Hauses. Hat jemand zum Beispiel Saturn im sechsten Haus, führt das zu einer enormen Reduzierung und Auswahl der Aufnahmemöglichkeiten. Neptun dagegen bewirkt hier eine Überflutung, beziehungsweise Überfüllung. Und damit befinden wir uns bei dem Bereich der mit dem Thema Jungfrau und Anpassung fest verbunden ist, nämlich Gesundheit. Vereinfacht und sicher auch verkürzt kann gesagt werden, dass Krankheit immer damit zu tun hat, dass dieser Prozess der Auseinandersetzung und Anpassung zwischen Ich und Realität nicht optimal abläuft, dass möglicherweise zu viel aufgenommen wird oder das Ich überfordert wird. Derartige Unter-, beziehungsweise Überforderungen können Krankheiten bewirken.